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Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich
Energieberatung Niederösterreich

Wegevermeidung und Klimaschutz

Der Sektor Verkehr ist das Sorgenkind Nummer 1 beim Klimaschutz. Er ist für mehr als ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen in Niederösterreich verantwortlich, Tendenz stark steigend. Dabei ist zu beobachten, dass die zurückgelegten Wege immer länger werden und die Abhängigkeit vom eigenen PKW in ländlichen Gebieten problematisch ist. Die Wohnsituation beeinflusst dabei entscheidend sowohl die Wahl des Verkehrsmittels als auch die zurückgelegten Distanzen.

Verkehrsstau

Schnellere Verkehrsmittel erzeugen längere Wege

Nachhaltige Mobilität steht immer in einem Wechselspiel mit Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Mobilität ist dabei zweifelsohne ein Grundbedürfnis des Menschen. Der Grund einen Weg zu beginnen, liegt in einem Mangel am aktuellen Standort eines Menschen z.B. keine Möglichkeit zu arbeiten.

Es gibt Arbeitswege, Einkaufswege, Freizeitwege, Wege zur Ausbildung, zu Sozialkontakten und dienstliche Wege verschiedener Art. Vier von fünf Wegen beginnen oder enden daheim. Die Zahl der Wege bleibt trotz Motorisierung konstant und kann sich nur mit der Einwohnerzahl ändern. Es gibt nur eine Verschiebung der Wege von einer Verkehrsart zur anderen, z.B. von Öffis zu PKW.

Mobilität hängt aber vom Zweck ab. Also kann sich an der Mobilität an sich nichts ändern. Geändert hat sich, dass Wege jetzt anders zurückgelegt werden als früher. Nämlich mit schnelleren Verkehrsmitteln. Wenn sich aber die Geschwindigkeit im System erhöht, ändern sich auch die Quellen und Ziele, weil nun mit dem gleichen Zeitaufwand weiter entfernte Gebiete erreichbar sind. Das erklärt, warum sich in den letzten 70 Jahren weder die Anzahl der Wege, noch der Zeitaufwand geändert haben, dafür aber die Distanzen. Die zurückgelegten Wege wurden immer länger.

Längere PKW-Fahrten im ländlichen Raum

Die Menschen in Österreich haben ähnliche Wege, egal, ob sie städtisch oder ländlich wohnen. Sie brauchen weitgehend dieselbe Zeit dafür, um die Wege zurückzulegen. Trotzdem gibt es große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Die Weglängen sind in ländlichen Strukturen deutlich länger. Damit steigt der Bedarf nach motorisiertem Individualverkehr im ländlichen Raum. Ab einer bestimmten Wegelänge wird es unattraktiv, das Rad zu benutzen oder zu Fuß gehen.  Der Öffentliche Verkehr in ländlichen Räumen wird zu bestimmten Zeiten - vor allem an Wochenenden - eingeschränkt, weil er sonst kaum finanzierbar wäre. Damit verliert er ebenfalls an Attraktivität.

Wie veränderte sich die Mobilität in den letzten Jahren?

  • Pro durchschnittlichen Wochentag verbringt eine Person 2,6 Wege außer Haus und dieser Wert ist seit Jahrzehnten nahezu konstant.
  • Der tägliche Zeitaufwand zur Bewältigung der Wege ist gegenüber 1995 konstant geblieben (ca. 80 Minuten pro Tag und Person).
  • Die mittleren Tagesweglängen in den letzten zwanzig Jahren haben sich um 15 % erhöht. Einkaufszentren auf der grünen Wiese, locker bebaute Siedlungen mit Einfamilienhäusern oder großflächige Betriebsgebiete in Stadtrandlagen sind Beispiele für die Verlängerung der Wege.
  • Die mittlere Tagesweglänge unterscheidet sich signifikant.  Je ländlicher, desto weiter sind die Wege. Während in Großstädten an Werktagen etwa 32 km/Tag zurückgelegt werden, steigen sie in peripheren oder ländlichen Bezirken auf 47 km/Tag.
  • Die Wegezwecke unterscheiden sich nach Regionen und Bebauungsdichten wenig, nach Wochentagen aber sehr deutlich. Der Anteil der Einkaufswege steigt österreichweit von 16 % an Werktagen (Mo - Fr) auf 30 % an Samstagen an. Der Freizeitverkehr steigt von 15 % an Werktagen (Mo-Fr) auf 29 % an Samstagen und auf 47 % an Sonn- und Feiertagen.

Wie wir wohnen beeinflusst unsere Verkehrsmittelwahl

Die Lage des Wohnstandortes spielt eine zentrale Rolle bei der Wahl des Verkehrsmittels. Wer so wohnt, dass Lebensmittelgeschäft, Kindergarten und Apotheke zu Fuß erreichbar sind, wird eher gehen oder das Rad nutzen. Ähnlich motivierend wirken auch attraktive Fußwege, Radstreifen und eine optimierte Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Führt der kürzeste und bequemste Weg von der Wohnung zum Auto, ist das Gift für eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl. Während Siedlungsanlagen traditionell immer noch mit teuren Parkplätzen ausgestattet werden, rücken zukunftsweisende Projekte eine bewegungsaktive Mobilität in den Vordergrund.

Wohnen mit kurzen Wegen – Vorbildprojekte

Quartier A in Amstetten

Am Bahnhof in Amstetten soll auf etwa 100.000 Quadratmetern ein innovatives Wohn- und Arbeitsviertel entstehen. Das sogenannte „Quartier A“ soll Firmen nach Amstetten locken und Kreative mit Unternehmern vernetzen. Wohnen, arbeiten und leben am selben Ort: Das Prinzip des „Quartier A“ ist das der kurzen Wege und soll damit den Anforderungen der künftigen Arbeitswelt gerecht werden. Das Quartier A wird ein breites Angebot an Wohnraumkonzepten bieten – von Single- Apartments zum Mehrgenerationen-Wohnen, vom jungen Senioren-Wohnen und Betreutem Wohnen bis hin zu temporären Unterkünften und Raum für Familien. Das Bedeutet eine Vielfalt von Wohn- und Arbeitsformen mit jeglicher Infrastruktur in einem Viertel vereint. Das reduziert Wege mit dem Auto.

Wohnprojekt Wien

67 Erwachsene nehmen am „Wohnprojekt Wien“ am ehemaligen Nordbahnhofgelände (Siegerprojekt VCÖ-Mobilitätspreis Wien 2014) teil. Dabei werden sechs in das Projekt eingebrachte Privatautos miteinander geteilt. Die Plattform für privates Carsharing, carsharing247.com, hat dafür ihr Buchungssystem zur Verfügung gestellt, mit dem Berechtigte die Autos nutzen können. In den Mobilitätsmittelpunkt rücken beim Wohnprojekt Wien die Fahrräder: ein 120 Quadratmeter großer, heller Radabstellraum, in dem die Räder teilweise doppelstöckig Platz finden, und einer Reparaturzone. Gemeinsam besitzt die Hausgemeinschaft auch ein Lastenfahrrad, das gegen freie Spende ausleihbar ist.

Seestadt Aspern

Seestadt Aspern
Seestadt Aspern

Es gibt auch große Projekte, die auf Wohnen mit umweltfreundlicher Mobilität setzen. Die Seestadt Aspern in Wien umfasst aktuell mehr als zehntausend Wohnungen. Der Modal Split von 40 % Fuß- und Radverkehr, 40 % Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und nur einem Fünftel Autoverkehr wird hier angepeilt.

Pro Wohnung sind 0,7 Autoabstellplätze vorgesehen und zwei zur Wohneinheit gehörige Radabstellplätze. Dazu kommen zahlreiche Radabstellanlagen auf öffentlichem Grund – angebunden an ein fahrradfreundliches Wegenetz. Die Fußwege werden im Endausbau mit breiten Gehsteigen und Verweilbereichen locken, sind barrierefrei und flächendeckend mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Wer einen Autoabstellplatz benötigt, kann ihn in einer der Sammelgaragen anmieten.

Pro Stellplatz zahlen die Garagenbetreiber anfangs 1.000 Euro in einen Mobilitätsfonds ein. In diesen fließen auch 2 % der Garagenmieten. Mit diesem Geld werden nachhaltige Mobilitätsprojekte wie ein Fahrradverleihsystem, ein Lieferservice via Lastenrad, Raddepot-Boxen, ein Radreparaturservice und das Carsharing finanziert. Zum Konzept der Seestadt gehört auch das Prinzip der kurzen Wege: Die Nahversorgung durch eine -Shopping-Meile mitten durch das Siedlungsgebiet hilft, Einkaufsverkehr zu vermeiden.

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