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Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich
Energieberatung Niederösterreich

Mein Haus klimafit bauen

Ein klimafittes Haus gewährleistet auch bei zukünftig immer häufiger werdenden Hitzetagen ein angenehmes Wohnen. Es erzeugt ein angenehmes Mikro-Klima, setzt erneuerbare Energie effizient ein und verwendet ökologische Baustoffe. Mit unserer Checkliste machen Sie Ihr Haus klimafit.

Reihenhaeuser

Was ist ein klimafittes Haus?

Klimafit ist ein Haus, wenn es trotz des fortschreitenden Klimawandels ein behagliches Wohnklima bietet. Selbst an den zunehmenden Hitzetagen mit Außentemperaturen über 30 °C bleibt es innen kühl. Starkregen, Sturm und Hagel können ihm nichts anhaben. Das Wohnen verursacht außerdem nahezu keine CO2-Emissionen, weil der benötigte Strom- und Wärmebedarf mit erneuerbaren Energien, wie z.B. Solarenergie oder Holz, erzeugt wird.

Das Haus besteht weitgehend aus ökologischen Baustoffen, die nicht schadstoffbelastet sind und aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen wie z.B. Holz oder Kalk erzeugt wurden. Und ein klimafittes Haus liegt in einer grünen Oase, wo man sich gerne aufhält: Statt einer Rasenmonokultur erfreuen vielfältige Blütenpflanzen Ihr Auge und sind Nahrung und Lebensraum für Insekten. Ihr Garten ist keine versiegelte Hitzeinsel, sondern der Boden kann Wasser aufnehmen und schattige Plätze laden zum Verweilen ein.

Angenehm kühl im Sommer

Im Zuge des Klimawandels nimmt die Zahl an Hitzetagen mit Temperaturen über 30 °C zu. Ihr Haus ist sommertauglich, wenn es in ihm auch in der heißesten Zeit behaglich ist. Planen Sie einen Neubau oder eine umfassende Sanierung, nützen Sie die Energieausweisberechnung unbedingt auch zur Planung und zum Nachweis der Sommertauglichkeit Ihres Gebäudes. Die Berechnung zeigt auf, wenn zu viel Sonnenwärme durch die Fenster kommt, weil die Fensterfläche zu groß und zu gering verschattet ist. Mit schweren Bauteilen in kritischen Räumen können Sie die Überwärmung etwas abpuffern.

Sonnenschutz am Fenster durch eine außenliegende Jalousie

Klimageräte vermeiden
Mobile Klimageräte brauchen viel Energie. Besonders Geräte, die die Wärme mit nur einem Schlauch zumeist durch das geöffnete Fenster abführen. Sie sind sehr ineffizient, weil dabei auch immer warme Außenluft mit über die Fensteröffnung eindringt. Ersparen Sie sich die teure Notlösung und investieren Sie stattdessen in eine gute außenliegende Verschattung Ihrer Fenster.

Erneuerbare Energie

Bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Spätestens dann werden alle Öl- und Gasheizungen ausgetauscht oder auf erneuerbare Energieträger umgestellt sein. Falls Ihr Haus noch über eine Ölheizung verfügt, ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt für die Planung einer Umstellung. In den nächsten Jahren wird der Umstieg auf Erneuerbare Energien noch durch Förderungen erleichtert. Bei Neubauten kann man mit dem Einbau einer Wärmepumpe, Pellets-, Hackschnitzel- oder Stückholzheizung bereits jetzt die Klimaziele erfüllen. Empfehlenswert ist die zusätzliche Errichtung einer thermischen Solaranlage oder einer Photovoltaikanlage, das rechnet sich!

Ökologische Baustoffe

Verwenden Sie beim Bauen möglichst viele wiederverwertbare Materialien aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen wie Holz, Lehm, Zellulose oder Hanf. Vermeiden Sie klimaschädliche Dämm- und Schaumstoffe, die teilhalogenierte Fluor Kohlenwasserstoffe (HFKW) enthalten. Achten Sie auf Ihre Gesundheit und verwenden Sie emissionsarme Materialien speziell für die Ausgestaltung der Wohninnenflächen. Das betrifft vor allem Wandfarben, Lacke und Lasuren sowie Holzwerkstoffe, die kaum oder gar nicht Formaldehyd, Weichmacher oder Lösemitteln ausdünsten sollen.

Niedriger Energieverbrauch

In gute Dämmung zu investieren, zahlt sich doppelt aus: Sie schützt vor Kälte im Winter und vor Hitze im Sommer. Mangelnde Dämmung wirkt sich negativ auf den Wohnkomfort aus und führt zu Bauschäden, schlimmstenfalls zu Schimmelproblemen. Für Neubauten geben die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Energieeffizienz mittlerweile hohe Standards vor. Handlungsbedarf besteht vor allem beim Gebäudebestand.

Der richtige Standort

Auch in einem Haus am Land sollte man für den Großteil der Aktivitäten auf das Auto verzichten können. Achten Sie daher beim Neubau auf einen Standort, der Ihnen das Zufußgehen und Radfahren sowie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel leicht macht. Optimal liegen öffentliche Haltestellen, Geschäfte für den täglichen Bedarf und andere soziale oder kulturelle Einrichtungen innerhalb einer Entfernung von 1 km.  Bedenken Sie vor der Standortentscheidung auch, ob Sie mit der Erreichbarkeit Ihrer FreundInnen und Bekannten zufrieden sind.

Möglichst einfach sollte es sein, das Fahrrad zu benutzen. Sorgen Sie daher für eine barrierefreie und überdachte Abstellmöglichkeit für Ihre Fahrräder im Eingangsbereich des Hauses. Mit einer e-Ladestation sind Sie gut gerüstet für einen fossilfreien Individualverkehr und bereit für ein e-Auto.

Sanierung nur mit Gesamtplan

Der Werterhalt eines Gebäudes erfordert große Finanzmittel und organisatorische Vorkehrungen fürs Wohnen, wenn das Haus zur Baustelle wird. Planen Sie daher die Sanierung Ihres Gebäudes vorausschauend ohne Zeitdruck. Geben sie schon jetzt die Erstellung eines Energieausweises mit Sanierfahrplan in Auftrag, wenn Ihr Gebäude Anfang der 90er Jahre oder vorher errichtet wurde und seither keine Renovierung mit Dämmung oder Heizungstausch erfolgt ist. Mit dem Energieausweis können Sie zugleich auch verschiedene Sanierungsvarianten rechnen lassen. Anhand der Ergebnisse sehen Sie sofort, wie viel Einsparung die einzelnen Sanierungsmaßnahmen wie Dämmung oder Heizungsaustausch bringen.

Sofortmaßnahmen im Bestand: Dämmung der obersten Geschoßdecke

Die Dämmung der obersten Geschoßdecke ist kostengünstig und rechnet sich in wenigen Jahren. Mit dieser Maßnahme sollten Sie also rasch beginnen. Empfehlenswert ist auch in diesem Fall zuvor einen Energieausweis erstellen zu lassen. Dieser zeigt Ihnen, mit welchen Maßnahmen Sie wie viel Energie sparen können. Befugte Fachleute (u.a. Baumeister/innen) erstellen den Energieausweis.

Mit der Dämmung der obersten Geschoßdecke und der Außenwände können Sie jeweils ein Viertel an Heizenergie einsparen. Nach der Sanierung werden Sie mit einem behaglichen Raumklima belohnt, da es keine kalten Außenflächen mehr gibt und die Räume gleichmäßiger warm sind.

So schaffen Sie ein angenehmes Mikroklima rund ums Haus

Das Weltklima können Sie kaum direkt beeinflussen. Das Klima rund um Ihr Haus aber sehr wohl! Vermeiden Sie betonierte Flächen, die sich im Sommer aufheizen. Offene Böden nehmen Regenwasser auf und verdunsten es wieder. Viel Grün mit einer Pflanzenvielfalt im Garten hat den gleichen kühlenden Effekt, also eine positive Auswirkung auf das Klima unmittelbar rund um Ihr Haus, das Mikroklima.

10 Tipps für ein gutes (Mikro-)klima:

  • Planen Sie den Hauseingang und die Garagenzufahrt auf Straßenniveau. Dadurch vermeiden Sie Hitzeinseln wie Außentreppen, Zufahrtsrampen und Stützmauern, die sich im Sommer aufheizen.
  • Erhalten Sie alte, Schatten spendende Baum- und Pflanzenbestände und schützen Sie sie vor Verletzungen im Zuge eines Bauvorhabens.
  • Verzichten Sie bei Hanglage auf großflächige Gartenplanierungen und Aufbringung von Mutterboden. Geländeabstufungen bringen mehr Vielfalt in Ihren Garten.
  • Mit einer schrittweisen Gartengestaltung unter Einbeziehung aller BewohnerInnen erzielen Sie das beste Ergebnis. Mit Hecken, Blumenwiesen, Totholzinseln, Kräuterspiralen, Steinmauern, Obstbäumen und vielen anderen Gestaltungselementen machen Sie den Garten auch für die Tierwelt zum Paradies.
  • Reduzieren Sie die künstliche Außenbeleuchtung auf das Allernotwendigste und verwenden Sie insektenschonende – warmweiße und nur nach unten strahlende Leuchtmittel.
  • Gestalten Sie Ihre Aufenthaltsorte und Gartenwege regendurchlässig, vermeiden Sie versiegelte Plätze, Zufahrten und Gehwege. So kann bei Starkregenereignissen auch das Wasser besser aufgenommen werden.
  • Planen Sie eine Regenwasserversickerung der Dachabwässer am Grundstück oder nutzen Sie das Regenwasser zur Gartenbewässerung.
  • Sorgen Sie für eine standortgerechte Bepflanzung, die keine oder nur wenig Bewässerung benötigt. So ersparen Sie sich viel Gießen!
  • Begrünen Sie Ihr Dach oder Ihre Fassade und Sie können vom kühlenden Effekt der Pflanzen im Sommer profitieren.
  • Verzichten Sie auf synthetische Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel, die Ihren Garten eintönig machen. Vermeiden Sie Torfprodukte, denn damit schützen Sie Moore, die wichtig für unser Klima sind.

Fordern Sie eine Natur-im-Garten-Plakette an, wenn Sie erfolgreich unterwegs sind mit Ihrem klimafitten Garten.

Sicherheit vor Naturgefahren

Bauen Sie neu, dann nicht auf einem Standort, der Naturgefahren stark ausgesetzt ist. Extremwetterereignisse werden im Zuge des Klimawandels zunehmen. Ein Gespräch mit der Gemeinde oder schon lange Ortsansässigen kann Klarheit über das mögliche Ausmaß der Gefährdung verschaffen. Achtung, in letzter Zeit gibt es Wetterereignisse, die es laut Anrainern seit sehr langer Zeit (z.B. 50 Jahren) so noch nicht gegeben hat.

So vermeiden oder entschärfen Sie Gefahrenquellen

  • Neubau nur auf Grundstücken mit maximal durchschnittlicher Gefährdung über die 8 Gefährdungsquellen im Risikopass von HORA.
  • Zusätzlich können Sie sich auch über hochwassergefährdete Flächen und Grundwasserhochstände, Gefahrenzonen und Hangwasser über den NÖ Atlas informieren.
  • Verzichten Sie auf den Bau eines Kellers bei hohem Grundwasserstand.
  • Abflussprobleme bei Starkregenereignissen:
    • Einbau einer Rückstausicherung für Kanalwässer
    • Reinigung der Dachrinnen von Blättern und Nadeln im Frühjahr und im Herbst
  • Hanglage:
    • Keine hangseitigen Gebäudeöffnungen
    • Sorgfältig ausgeführte Abdichtungen von Kelleröffnungen und Wanddurchdringungen
  • Sturm:
    • Windsichere Ausführung von Vordächern
    • Gute Verankerung auskragender Bauteile wie z.B. Sat-Schüsseln
    • Loses Bedachungsmaterial befestigen
    • Windbruchgefährdete Äste abschneiden
    • Außenliegende Sonnenschutzprodukte mit einem Motor und einem Windsensor versehen, sodass sie rasch eingezogen werden können
    • Verwenden Sie hagelsichere Fenster auf einem hagelgefährdeten Standort. Diese und andere Produkte finden Sie im Hagelregister.

Der Test: Ist mein Haus klimafit?

Beantworten Sie die folgenden Fragen und erfahren Sie, wie klimafit Ihr Gebäude derzeit eingeschätzt wird. Insgesamt sind 18 Punkte für eine maximale Klimafitness erreichbar.

Die Fragen sind großteils ohne zusätzliche Informationsunterlagen zu beantworten. Nur, wenn Sie Ihre Heizkosten nicht kennen, ist für eine Abschätzung das Heraussuchen der letzten Energierechnungen notwendig. Liegt ein Energieausweis vor, können Sie diese Frage ebenfalls beantworten und haben dann zugleich zusätzliche Informationen zum Treibhausgasausstoß oder zur Sommertauglichkeit Ihres Gebäudes.

Der Energieausweis informiert über die CO2-Belastung

Der Energieausweis gibt Auskunft über die CO2-Belastung, die durch Wohnen verursacht wird. Je mehr erneuerbare Energieträger für die Heizung eingesetzt werden, desto geringer ist die CO2-Belastung.

Der Wert CO2SK auf der Seite 2 beschreibt die Treibhausgasbelastung durch die Wärmeerzeugung am Standortklima und einen pauschal angenommenen Strombedarf. Er soll nach einer umfassenden Sanierung maximal 32 kg pro m² betragen.

Falls Ihr Energieausweis auch einen Ausdruck vom Ökoindikator „OI3-lc“ erhält, können Sie auch sehen, wie viel CO2 bei der Produktion Ihrer Baustoffe ausgestoßen wurde. Dieser Wert wird bezüglich der ökologischen Belastung in einer Skala von A (geringe Belastung) bis E (sehr hohe Belastung) bewertet.

Der Energieausweis zeigt, wie energieeffizient mein Haus ist

Wie energieeffizient Ihr Gebäude insgesamt ist, können Sie ebenfalls in Ihrem Energieausweis auf Seite 2 ablesen. Hier ist der Primärenergiebedarf PEBSK angegeben. Das ist der gesamte Energiebedarf an erneuerbaren und nicht erneuerbaren Energien für Heizung, Hilfsstrom und pauschal Haushaltsstrom inklusive des Energieaufwands zur Energieerzeugung. Bei einem Neubau sollte er kleiner als 90 kWh pro m² Bruttogeschoßfläche und nach einer umfassenden Althaussanierung kleiner als 140 kWh pro m² Bruttogeschoßfläche sein. Diese Werte im Energieausweis sollten Sie bei der Planung anstreben oder unterschreiten.

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