Reichweite und Laden von Elektroautos im Praxistest
In der Praxis können moderne Elektroautos mit einer Akkuladung 200 bis 400 Kilometer fahren. Die durchschnittliche Wegstrecke liegt bei unter 40 Kilometer pro Tag - es reicht ein Ladevorgang alle paar Tage. Der überwiegende Anteil der Ladungen findet zuhause oder am Arbeitsplatz statt. Bei Urlaubsfahrten oder anderen, weiten Strecken stehen eine Vielzahl von Schnellladestationen zur Verfügung.
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Autogröße und Komfort
Ein einziges Fahrzeug ist – egal ob elektrisch oder fossil angetrieben – niemals für alle Anforderungen perfekt geeignet. Für viele Fahrten würde ein Kleinwagen genügen, da meist nur 1 bis 2 Personen damit unterwegs sind. Vorteile hat der Kleinwagen auch beim Einkauf im Supermarkt wenn wir an die engen Parkplätze in der Parkgarage denken. Für den Wochenendausflug oder die Urlaubsfahrt mit viel Gepäck braucht es mehr Platz, ebenso für manche Einkäufe beim Baumarkt.
Ist es daher nicht sinnvoll, das Elektroauto als Erstauto für die meisten Fahrten zu optimieren? Für wenige Fahrten im Jahr könnte man bei Bedarf ein passendes anderes Fahrzeug ausleihen z.B. das coole Cabrio für den Ausflug oder den Kleintransporter für den sperrigen Einkauf.
Generell ist ein angenehmes und erholsames Fahrgefühl gefragt. Bequeme Sitze mit ausreichend Platz oder ein leiser Betrieb können hier genannt werden. Auch Tempomat oder Sitz- und Lenkradheizung werden oft genannt. Ältere Personen wünschen sich oft einen hohen Einstieg, andere bevorzugen eine Schaltautomatik, die z.B. auch bei Steigungen ein angenehmes Anfahren ermöglicht.
Elektroautos erfüllen diese Anforderungen besonders gut. Betriebsgeräusch und Schaltkomfort ist immer bestens und die Ausstattungen entsprechen sehr oft der Oberklasse.
Reichweite
Die Reichweite von Elektroautos ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Mittlerweile beträgt sie bei neuen Fahrzeugen auch in der Praxis zwischen 200 und 400 km. Erst bei längeren Reisen ist es nötig an einer der mittlerweile standardmäßig auf allen Autobahnen vorhandenen Schnellladestationen stehen zu bleiben. Hier kann während einer Kaffee- oder Snack-Pause in 30 bis 40 Minuten die Batterie wieder geladen werden. Nach längstens 2 Stunden Fahrzeit ist diese Pause auch aus Sicherheitsgründen wirklich zu empfehlen.
So betrachtet sind moderne Elektroautos sowohl für den Alltagsgebrauch als auch für Ausflüge und Reisen innerhalb Österreichs sehr gut geeignet. Nur bei längeren Urlaubsreisen ins Ausland ist eine gute Planung nötig, da hier doch einige Stopps nötig sind. Auch ein (Autoreise-)Zug kann eine passende Alternative darstellen, um an den Urlaubsort zu kommen. Oder man leiht für die weiteste Reise des Jahres ein anderes Auto aus. Natürlich können längere Fahrten auch immer mit dem Elektroauto gemacht werden, es ist dann nur eine kurze Planung möglicher Zwischenladungen erforderlich. Elektro-Tankstellen sind im Internet zu finden z.B. ladestellen.at, GoingElectric oder A Better Routenplaner (ABRP).
Rein elektrisch oder Hybrid?
Ist ein rein batteriebetriebenes Elektroauto oder ein Plug-In-Hybrid die bessere Wahl? Das Plug-In-Hybrid Auto ist ein Auto, das kurze Strecken elektrisch und längere Strecken mit einem Benzinmotor zurücklegen kann.
Bisher waren viele hundert Kilometer ohne Tanken möglich. Diese große theoretische Reichweite sind wir gewohnt und das Plug-In-Hybrid Auto erfüllt diese Gewohnheit. In der Praxis sind so weite Strecken aber zumeist ein Ausnahmefall und ohne Zwischenstopp auch aus dem Aspekt der Verkehrssicherheit bedenklich. Warum also beim rein elektrischen Auto die Batterie immer weiter vergrößern und damit beim Großteil der Fahrten unnötiges Gewicht mitschleppen? Als bessere Lösung zeichnet sich ab, die Batteriegröße und somit die Reichweite an die Fahrten im Alltag anzupassen. Für die wenigen längeren Fahrten kann auf die zunehmend ausgebaute Schnellladeinfrastruktur zurückgegriffen werden.
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Zuhause laden
Der überwiegende Anteil der Ladevorgänge findet daheim (oder am Arbeitsplatz) statt. Die komfortabelste Ladung zuhause funktioniert über eine Wallbox mit integriertem Ladekabel. Die Wallbox ist – namensgebend – eine Box, die an der Wand montiert wird und über welches das Auto geladen werden kann. Damit muss man nicht für jeden Ladevorgang das Kabel aus dem Auto nehmen und danach wieder zurücklegen.
Für die Montage der Wallbox ist ein Elektriker verantwortlich. Er muss überprüfen, ob die bestehende Stromleitung verwendet werden kann oder eine stärker dimensionierte Leitung eingezogen werden muss. Ebenso ist die Absicherung - Fehlerstrom-Schutzschalter (FI) und Leitungsschutzschalter (LS) – je nach Wallbox anzupassen bzw. nachzurüsten.
Für den klassischen Haushaltsanschluss kann eine Leistung bis 11 kW möglich sein. Damit braucht man – je nach maximaler Ladeleistung des Elektroautos – zumindest 1,5 Stunden für 100 Praxiskilometer. Über die Wallbox ist auch eine Steuerung des Ladevorganges möglich. So kann man die bevorzugte Ladung mit dem eigenen Überschuss aus der Photovoltaik-Anlage sicherstellen. Ebenso ist eine kostenoptimierte Ladung über dein eigenen Stromanbieter verwirklichbar.
Alternativ wäre auch das Notladekabel möglich. Dieses ist im Regelfall beim Autokauf inkludiert und kann an eine normale Schukosteckdose angeschlossen werden. Der Ladevorgang damit dauert deutlich länger. Zur Sicherheit sollte trotz der geringen Leistung die Elektroinstallation vorab durch eine Fachkraft überprüft werden. Eine fix installierte Wallbox ist dem Notladekabel jedenfalls vorzuziehen.
Im Falle einer Wohnung ist der Vermieter bzw. Eigentümer zu kontaktieren und die weiteren Schritte der Errichtung einer Lademöglichkeit abzuklären. Für die Unterstützung bei der Planung eines Wohnbauobjekts gibt es eine Infobroschüre zur Ladeinfrastruktur im Wohnbau. Sollte die Installation eines persönlichen Ladeanschlusses nicht möglich oder erwünscht sein, bietet sich vielleicht ein Betreibermodell an. Hierbei errichtet zum Beispiel ein Energieversorger die Ladeinfrastruktur. Man muss sich selbst um nichts kümmern. Es gibt dafür immer wieder Förderungen des Landes Niederösterreich oder vom Bund.
Unterwegs laden
Bei der öffentlichen Ladung wird zwischen Wallbox/Standsäule mit Wechselstrom und Schnellladung mit Gleichstrom unterschieden. Beim Wechselstrom handelt es sich im Regelfall um 11 bis 22 kW, somit benötigt man für 100 Kilometer etwa eine Dreiviertelstunde bis 1,5 Stunden – falls das Auto diese Ladeleistung verarbeiten kann. Bei der Schnellladung mit Gleichstrom wurden in der Vergangenheit Stationen mit 50 kW errichtet, der aktuelle Standard liegt bei 150 kW, schon heute und vor allem zukünftig werden bereits 350 kW Ladeleistung angeboten. Je nach Elektroauto benötigt man damit derzeit ca. 10 bis 30 Minuten bzw. zukünftig unter 5 Minuten für 100 Kilometer.
Die Ladung unterwegs ist bei den meisten Elektroautonutzern eher die Ausnahme. Man benötigt sie nur bei längeren, mehrstündigen Fahrten oder man nützt besondere Angebote. So bieten beispielsweise zunehmend Supermärkte Lademöglichkeiten während des Einkaufs an.
Im Falle von bezahlter Ladung benötigt man eine Ladekarte oder das Handy für die Freischaltung des Ladevorganges. Bei wiederkehrender Benützung eines Anbieters empfiehlt sich ein Vertragsverhältnis wie bei einem Handyvertrag, da man dadurch billiger laden kann. Im Falle von Gelegenheitsnutzung, kann die Ladestation oft mit einer anderen Kundenkarte eines weiteren Anbieters freigeschalten werden. Dabei fallen mitunter höhere Gebühren an. Ebenso besteht die Option, dass spontane Ladungen ohne ein Vertragsverhältnis und Kundenkarte möglich sind. Im Regelfall wird ein QR-Code an der Ladestation gescannt und in weiterer Folge über eine Bezahlplattform die Ladung freigeschalten und bezahlt.
Die Abrechnung funktioniert zumeist zeitabhängig – je Minute, die man angesteckt ist. Somit bezahlt man auch weiterhin, wenn man angesteckt und angemeldet ist, aber eigentlich schon vollgeladen ist. Warum ist das so? Man blockiert die Infrastruktur für weitere Elektroautos, die nicht laden können, wenn man selbst noch am Kabel hängt. Daneben gibt es auch energieabhängige Verrechnungsmodelle pro verbrauchter kWh Strom oder pauschale Entgelte.
Die Infrastruktur wird laufend ausgebaut. Man findet bereits im Umkreis von 50 km (an Autobahnen und Schnellstraßen noch viel dichter) mindestens einen Schnelllader (50 kW und mehr) in Niederösterreich. Derzeit sind es mehr als 200 Standorte mit mindestens 500 Ladepunkten (Stand: April 2023). Für das Auffinden der Ladestationen kann während der Fahrt das Navigationssystem des Elektroautos genutzt werden. Für eine etwaige Vorplanung oder eventuell einen größeren Datensatz stehen verschiedene Plattformen und Apps zur Verfügung z. B. ladestellen.at, GoingElectric oder A Better Routenplaner (ABRP).
Insbesondere wenn Sie häufig unterwegs laden, ist ein Tarifvergleich ratsam. Der ÖAMTC bietet mit dem Ladekompass einen Überblick über die Preise der Ladetarife verschiedener Stationsbetreiber. Die E-Control hat einen Ladetarifkalkulator konzipiert, der einen Vergleich unterschiedlicher Anbieter für die öffentlichen Ladungen pro Jahr oder pro 100 km ermöglicht.
Ein Standard für Ladestecker
Es gibt seit einigen Jahren einen Standard-Stecker von neu in der EU auf den Markt gebrachten Autos. Dies ist bei Wechselstrom der sogenannte Typ 2-Stecker, dieses Kabel hat man im Regelfall selber mit, kann aber auch an der Ladestation fest angeschlossen sein. Beim Gleichstrom für die Schnellladung ist es der sogenannte CCS-Stecker, dieser ist samt Kabel immer an der Ladestation vorhanden.
Daneben ist – bei älteren Elektroautos – zum Teil noch der Typ 1-Stecker am Auto anzutreffen. Bei Gleichstrom kann auch noch der CHAdeMO-Stecker vorkommen – in Österreich ist bei den Schnellladestationen im Regelfall sowohl der CCS-Stecker als auch jener für CHAdeMO vorhanden.
Wie & wo lädt das Elektroauto zukünftig?
Absehbar ist auf jeden Fall, dass die Ladeleistung der Schnelllader und der Elektroautos ständig zunimmt. Nach dem bisherigen Leistungsstandard von 50 kW werden aktuell bereits 150 kW Ladeleistung umgesetzt. Auch die ersten Ultraschnelllader mit 350 kW sind bereits in Österreich errichtet. Damit verkürzt sich die Ladezeit nochmals wesentlich auf wenige Minuten – immer vorausgesetzt, dass auch das Elektroauto diese hohe Leistung verarbeiten kann.
Zusätzlich gibt es auch erste pilothafte Umsetzungen von induktiver Ladung. Damit entfällt der Stecker, sondern es wird nach entsprechend genauer Positionierung des Elektroautos der Ladevorgang ohne direkte Verbindung gestartet. Das wäre sogar während der Fahrt möglich und kann eine mögliche Lösung für den Schwerverkehr darstellen.
Ebenso ist es vorstellbar, dass die aktuell bekannte Steckverbindung automatisiert ausgeführt wird. Dabei würde über „Roboter“-Arm das Anstecken durchführen.
Theoretisch wäre auch ein Akkutausch bei der Tankstelle umsetzbar. Dafür würde aber eine Standardisierung der Akkus nötig sein, was aktuell nicht absehbar ist.
Ebenso gibt es Versuche mit Oberleitungen für den Schwerverkehr oder Busse bzw. mit Pantografen, die während des Aus- und Einsteigens beim Linienbus eine kurze Schnellladung über einen Anschluss am Dach durchführen. Damit wäre die Elektrifizierung auch von Schwertransporten über lange Strecken möglich.