Energie sparen in NÖ
Zur Sicherung von Wohlstand und Lebensqualität will Niederösterreich bis 2050 Strom, Wärme und Treibstoff klimaschonend erzeugen. Einen Großteil davon im eigenen Land. Dieses Ziel braucht einen sparsamen Umgang mit Energie. Was bedeutet das für uns alle?
Der Weg zum zukunftsfähigen Energiesystem enthält drei wesentliche Aufgaben: Energie einsparen, den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Verzicht auf fossile Energieträger. Wenn wir unseren Energieverbrauch bis 2050 auf das Niveau der 1990er Jahre reduzieren können, ist die Aufgabe zum Energie sparen geschafft.
Ziele für Niederösterreich
Das NÖ Klima- und Energieprogramm nennt die Reduktion des Energieverbrauchs als eine wichtige strategische Leitlinie. Durch Dämmung, Effizienzsteigerungen und neue Technologien kann dieses Ziel erreicht werden.
Heizen und Warmwasser
Der Energieverbrauch für Heizung und Warmwasser soll bis 2030 um rund ein Fünftel gesenkt und langfristig zu 100 % aus heimischen, erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden.
Im Neubau wird das Niedrigst-Energie-Haus der Standard. Dieses Ziel verfolgt aktuell die NÖ Wohnbauförderung. Wird auch die Bauordnung in diesem Sinne geändert, dürfen Häuser mit schlechteren Energiewerten in Zukunft nicht mehr gebaut werden.
Eine Sanierungsoffensive soll die umfassende Sanierung von bestehenden Gebäuden vorantreiben. Gute Dämmwerte, eine Heizung mit erneuerbarer Energie und die eigene Energieerzeugung sind Schwerpunkte bei der Aktion.
Höhere Effizienz bedeutet auch die Nutzung von Abwärme aus Industrie und Kraftwerken. Diese Wärme kann unter anderem zur Versorgung von naheliegenden Häusern genutzt werden (Nahwärmenetze).
Strom
Im NÖ Energiefahrplan stehen die Einsparungen im Verbrauch an erster Stelle. Voraussichtlich werden in Zukunft aber mehr Elektrogeräte eingesetzt werden. Damit bleibt als Sparpotenzial nur die verbesserte Effizienz der Geräte. Maßnahmen dazu wurden in der Ökodesign-Richtlinie von der EU entwickelt, und mit der Ökodesign-Verordnung 2007 in Österreich vorgegeben. Über die Verordnung werden laufend die Anforderungen an die Effizienz bei Neugeräten erhöht und ineffiziente Geräte allmählich verboten.
Grundlage für die Ökodesign-Verordnung ist die europäische Ökodesign-Richtlinie, die Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung von „energieverbrauchsrelevanten Produkten“ festlegt. Die Vorgaben betreffen viele Haushaltsgeräte und bewerten neben dem Energieverbrauch auch Haltbarkeit und Reparaturfreundlichkeit.
Die Richtlinie wird laufend an die technischen Möglichkeiten angepasst. Die Effizienzvorgaben der letzten Ausgabe im Oktober 2019 soll jedem Haushalt eine Einsparung von etwa 150 Euro pro Jahr bringen.
Mobilität
Im Bereich Mobilität wird neben mehr Effizienz beim Individualverkehr auch der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr forciert.
Beim Individualverkehr schreibt die EU-Flottenverordnung den Herstellern einen maximalen CO2-Emissionwert ihrer PKW-Flotte vor. Ab 2020 darf der durchschnittliche CO2-Ausstoß aller verkauften Autos bei maximal 95 g pro gefahrenem Kilometer liegen. Im Jahr 2025 wird die Vorgabe nochmal um 15 % reduziert. Die Hersteller werden damit gezwungen, emissionsarme Autos zu verkaufen.
Die geplante Reduktion kann nur durch einen massiven Ausbau der Elektromobilität geschafft werden. Ab 2025 soll jeder zehnte PKW auf Niederösterreichs Straßen elektrisch unterwegs sein, ab 2030 sogar jeder Fünfte. Damit wären Elektroautos führend in der PKW-Neuzulassung im Vergleich zu Diesel oder Benzin.
In Niederösterreich wurde schon im Energiefahrplan 2011 ein „Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrssystems“ beschlossen. Dabei handelt es sich um ein Generationenprojekt. Erste Erfolge zeigen sich aber auch jetzt schon ab z.B. bei der gut genutzten Westbahnstrecke oder bei den häufig ausgelasteten Park&Ride Anlagen.
Andere Bereiche
Eine Grundlage für mehr Energieeffizienz in NÖ Gemeinden wurde bereits 2012 geschaffen. Neben Energiesparen und Energieeffizienz enthält das NÖ Energieeffizienzgesetz auch Vorgaben zur nachhaltigen Beschaffung.
Weitere Effizienzvorgaben stehen im Bundes-Energieeffizienzgesetz:
- Unternehmen müssen ein Energie- oder Umweltmanagementsystem einführen.
- Energielieferanten müssen jedes Jahr Sparmaßnahmen bei sich selbst oder ihren KundInnen nachweisen.
- Der Bund muss in seinen Gebäuden der Zentralverwaltung jährlich ein Sanierungsziel von 3 % erreichen.
Energie sparen bei Heizung und Warmwasser
Die Zahl der Haushalte und die durchschnittliche Wohnungsgröße sind in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Trotzdem verringerte sich der Energieverbrauch pro Person für Heizung und Warmwasser. In erster Linie sind dafür die niedrigen Energiekennzahlen von Neubauten verantwortlich.
Mit einer Sanierungsoffensive sollen bis 2050 alle Gebäude im Land auf Niedrigenergie-Standard gebracht werden. Die Förderungsaktionen Raus aus Öl und Sanierungsscheck sind Teil der Sanierungsoffensive. Die Förderungen für den Tausch eines Ölkessels betragen im Jahr 2020 bis zu 8.000 Euro. Für eine umfassende Sanierung können noch höhere Förderungen von Land und Bund in Anspruch genommen werden. Detaillierte Informationen erhalten Sie bei der Energieberatung NÖ.
Neben Einsparungen im Verbrauch spielt auch ein flexibler Wärmebedarf eine große Rolle bei einer effizienten Wärmeversorgung. Moderne Gebäude können Wärme speichern und müssen nicht zu Spitzenzeiten versorgt werden. Sie heizen immer dann, wenn der Versorger freie Kapazitäten hat. Das reduziert beispielsweise die Spitzenleistung von Fernwärmeanlagen enorm und senkt dadurch die Versorgungskosten.
Ähnlich verhält es sich bei Wärmepumpenheizungen. Wer seine Wärmepumpe nur dann einschaltet, wenn ein Stromüberschuss vorhanden ist, kann die günstigsten Stromtarife nutzen.
Ziel des NÖ Energiefahrplans sind Gebäude mit geringem Energieverbrauch und einer effizienten und flexiblen Heizung mit erneuerbarer Energie. Der Weg dahin führt über verschiedene Beratungsangebote und Förderungen. Es werden auch gesetzliche Vorgaben zur Zielerreichung eingesetzt. Ein Beispiel aus NÖ ist das Verbot von Ölheizungen im Neubau. Der Energieausweis für Gebäude wird ein wichtiges Hilfsmittel bei der Planung und der Kontrolle von Förderungen und Vorgaben sein.
So funktioniert Energie sparen bei Heizung und Warmwasser:
- Neubau: Passivhaus, Niedrigst-Energiehaus als Baustandard
- Sanierung: Niedrigenergie-Standard
- Einsatz von erneuerbarer Energie z.B. Solarenergie
- Flexibler Wärmebedarf
Energie sparen bei Strom
Im Strombereich wird in erster Linie auf die Verbesserung der Effizienz gesetzt. Mit der Ökodesign-Verordnung wird der Industrie vorgegeben, immer effizientere Produkte auf den Markt zu bringen.
Zum Beispiel wurden 2009 Glühlampen verboten, weil sie nur 5 % des eingesetzten Stromes in Licht umwandeln. LED-Lampen schaffen mit 35 % die 7-fache Lichtausbeute. Bei Gefrierschränken dürfen heute nur mehr Produkte verkauft werden, deren Stromverbrauch max. 43 % vom Durchschnittswert 1995 beträgt.
Ähnliche Verbesserungen gibt es bei fast allen Haushaltsgeräten. Alles was älter als 20 Jahre ist, kann sich leicht als „Energiefresser“ entpuppen.
Eine Hilfe zur Kennzeichnung des Stromverbrauchs von Elektrogeräten ist das Energielabel. Das Energielabel gibt den Verbrauch bei durchschnittlicher Nutzung an und kann zum Vergleich der entstehenden Betriebskosten dienen.
Beispiel zur Berechnung der Stromkosten:
Laut Energielabel verbraucht ein Gefrierschrank pro Jahr 247 kWh Strom. Für eine Abschätzung der Stromkosten wird der Stromverbrauch mit 0,20 Euro/kWh multipliziert, das ergibt 49,40 Euro im Jahr. Ist das Gerät 20 Jahre in Betrieb erhöht sich dieser Wert auf 998 Euro.
Mit dieser Rechnung können Sie nun verschiedene Produkte vergleichen. Zum Beispiel mit einem baugleichen Gerät, das einen Verbrauch von 168 kWh/Jahr angibt. Die Stromkosten betragen dann 672 Euro in 20 Jahren - die Einsparung liegt bei 326 Euro.
Werden die Stromkosten berücksichtigt, sind die "Topgeräte" überwiegend die wirtschaftlichsten. Auf www.topprodukte.at finden Sie die sparsamsten Geräte am Markt.
Haushalte mit eigener Stromerzeugung können in der Effizienz noch einen Schritt weiter gehen. Der Handel bietet eine Vielzahl von „Smart Home“-Steuerungen an, die den Betrieb von Haushaltsgeräten an die eigene Stromerzeugung anpassen. Auch die meisten Wechselrichter haben eine Steuerung eingebaut, um Geräte einzuschalten, wenn die PV-Anlage genug Strom produziert.
Für eine noch bessere Eigennutzung kann auch ein Stromspeicher für das Haus angeschafft werden. Das ist jedoch mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Die optimale Stromeffizienz können in Zukunft Familien mit einem Elektroauto erreichen, welches bidirektionales Laden ermöglicht. Die Technik nennt sich Vehicle-to-Grid (V2G) und ermöglicht, den Akku des Autos als Stromspeicher für den Haushalt zu verwenden. Damit kann z.B. überschüssiger Sonnenstrom im Auto gespeichert und während der Nacht wieder ins Hausnetz eingespeist werden. Wer ein Elektroauto mit V2G-System kauft, bekommt den Stromspeicher für das Haus kostenlos dazu.
Der Stromspeicher kann auch geladen werden, wenn ein Überschuss im Stromnetz vorhanden ist, z.B. durch zu viel Wind- oder Photovoltaikstrom. Das entlastet die Stromnetze. Deshalb wird dieser Strom in Zukunft besonders kostengünstig sein. Ähnlich wird es sich mit dem Einspeisen von selbst produziertem Strom verhalten. In Zeiten von Überschuss wird das Einspeisen entweder verhindert oder es gibt nur eine sehr geringe Vergütung. Dann ist es besser den Strom zu speichern und später selbst zu verwenden.
So funktioniert Stromeffizienz im Haushalt:
- Verwendung effizienter Geräte
- Flexible Betriebszeiten der Geräte
- Strom selbst erzeugen
- Strom speichern
Energie sparen bei der Mobilität
Im Mobilitätsbereich beginnt Energiesparen bei einer nachhaltigen Raumplanung und dem Ausbau der öffentlichen Verkehrsangebote mit Bahn und Bus. Erweitert wird dieses Angebot durch bedarfsorientierte Mobilitätsdienste, wie Carsharing, Ruftaxi oder Gemeindebus. Und natürlich sind private Autos sparsam und effizient einsetzbar!
Eine nachhaltige Raumplanung berücksichtigt den Zusammenhang zwischen Siedlungsstruktur und Mobilitätsverhalten. Zersiedelung verursacht eine höhere Anzahl von PKW-Fahrten und längere Wege. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist schwierig und teuer. Verdichtete Siedlungen mit entsprechender Nahversorgung und den damit entstehenden Arbeitsplätzen sind ein erster Schritt für eine nachhaltige Raumordnung.
Wer die öffentlichen Verkehrsangebote nutzt, leistet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. In Österreich verursacht die Bahn pro Personenkilometer etwa 15-mal weniger CO2 als ein Pkw mit Verbrennungsmotor. Viele Menschen setzen auf Multimodalität, also Bahn & Bus kombiniert mit e-Auto, Rad oder Carsharing-Angeboten. Das ist die bequeme und fast immer günstigere Mobilität, im Alltag wie auf Reisen.
Im PKW-Bereich ist das Elektroauto das effizienteste System: Mit 60 % Wirkungsgrad liegt das Elektroauto im Spitzenbereich von effizienter Mobilität, ein Verbrenner kann nur 16 % Wirkungsgrad vorweisen.
Schon heute spricht die Gesamtkostenrechnung klar für den Kauf von Elektroautos. Die laufenden Kosten für den Betrieb, für Service und für Wartung liegen wesentlich unter denen von Verbrennungsautos. Ein weiterer Anreiz für den Kauf ist das komfortable Laden zu Hause und diverse Nutzungs-Einschränkungen für konventionelle PKW in europäischen Städten.
Das Fahrrad ist ein Muster energiesparender Mobilität. Die Entwicklung der Elektroräder ermöglicht es, kürzere Fahrten ohne große Anstrengungen durchzuführen. In der Stadt und im voralpinen Bereich sind Rad und e-Bike gut etabliert. Viele Menschen erledigen ihre Fahrten auch in der kühleren Jahreszeit mit dem Rad.
Maßnahmen für klimafreundliche, effiziente Mobilität:
- Zufußgehen und (Elektro-)Fahrrad
- Öffis und bedarfsorientierte Mobilitätsdienste nutzen
- Eigenes Elektroauto nutzen