Grünes Gas – der Schlüssel zur Transformation der Energieversorgung
Für das Gelingen der Energiewende muss die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen unbedingt ausgebaut werden. Trotzdem wird erneuerbarer Strom nicht überall fossile Energieträger ersetzen können. Genau hier kann Grüngas eine geeignete emissionsärmere Alternative sein.
Wozu brauchen wir grünes Gas?
Im Jahr 2021 wurden in Niederösterreich rund 13 TWh fossiles Gas verbraucht – das entspricht rund 20 % des niederösterreichischen Endenergieverbrauchs. Um diesen Verbrauch weiter zu reduzieren, ist es notwendig, auf andere Energieträger wie z.B. erneuerbaren Strom aus Photovoltaik, Wind und Wasserkraft umzusteigen. In Bereichen, wo der Umstieg auf erneuerbare elektrische Energie technisch nicht oder nur schwer möglich ist, sollte auf Gas aus erneuerbaren Quellen – sprich „Grüngas“- umgestiegen werden. Dieses hat den großen Vorteil, dass es durch das bereits bestehende Gasnetz direkt zum Verbrauchsort transportiert werden kann und somit die vorhandene Infrastruktur weiterhin effizient genützt wird.
Arten von Grüngas
„Grüngas“ oder auch „erneuerbares Gas“ genannt, ist im Prinzip ein Sammelbegriff für Gas aus erneuerbaren Quellen, welches auf verschiedenste Arten vorkommen kann. Dazu zählen:
Biogas
Biogas entsteht aus der Vergärung von organischen Stoffen in Biogasanlagen. Als Rohstoffe für die Vergärung können bspw. Stroh, Gülle, Biomüll aber auch Reststoffe aus der Industrie eingesetzt werden. Bevor das Biogas in das Gasnetz eingespeist werden kann, muss es zu einem gewissen Grad gereinigt werden. Insgesamt gibt es in Niederösterreich rund 85 Biogasanlagen, von denen der Großteil in erster Linie erneuerbaren Strom produziert, einige Biogasanlagen speisen auch Wärme in ein lokales Wärmenetz ein.
Erneuerbarer/grüner Wasserstoff
Unter diesem Begriff versteht man Wasserstoff, der ausschließlich aus Energie aus erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft erzeugt wird. Grüner Wasserstoff entsteht zum Beispiel durch den Vorgang der Elektrolyse, bei dem Wasser mithilfe von elektrischer Energie in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird.
Synthetisches Gas
Synthetisches Gas oder auch Synthesegas ist ein Gas oder Gasgemisch welches künstlich („synthetisch“) hergestellt wird, beispielsweise durch das Power-to-gas-Verfahren oder Holzvergasungsverfahren. Wichtig ist hierbei, dass die für diese Verfahren notwendige Energie und Rohstoffe aus erneuerbaren Quellen kommt. Je nach Herstellungsprozess ist das Endprodukt unterschiedlich und somit auch die Nutzungsmöglichkeiten, was eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten schafft.
Zum besseren Überblick werden die gängigsten Arten und Herstellungsprozesse von grünem Gas in der folgenden Grafik nochmal bildlich dargestellt.
Produktion von Grüngas in NÖ
Wie bereits erwähnt gibt es derzeit in Niederösterreich 3 Anlagen, die grünes Gas in Form von Biomethan produzieren und in das Gasnetz einspeisen. Diese Anlagen befinden sich in Bruck an der Leitha, Margarethen am Moos und Wiener Neustadt. Letztere nutzt die Abwässer aus der Region als Quelle für die Vergärung, während in den anderen Anlagen in erster Linie feste Rohstoffe wie bspw. Reststoffe aus Landwirtschaft, Lebens- und Futtermittelindustrie verwendet werden. Im Jahr 2023 betrug die gesamte Einspeiseleistung dieser 3 Anlagen rund 68 GWh erneuerbares Gas – das entspricht dem Verbrauch von rund 2.700 Einfamilienhäusern.
Potenziale, Herausforderungen & Ausblick
Der Anteil von grünem Gas am gesamten Gasverbrauch ist derzeit leider noch sehr gering. Dabei gäbe es in Niederösterreich noch einiges an ungenütztem Potenzial zur Produktion von grünem Gas. Hier ist unter anderem die Produktion von Biomethan zu erwähnen, aufgrund der bereits hohen Anzahl an Biogasanlagen, welche derzeit noch überwiegend Strom produzieren, aber wo gute Bedingungen für eine Anschlussmöglichkeit an das Gasnetz bestehen würden.
Herausfordernd für Betreibende von Grüngas-Anlagen ist die fehlende Planungssicherheit und ungleiche Marktbedingungen, aufgrund fehlender gesetzlicher Rahmenbedingungen. Deswegen sind leider einige Projekte noch nicht von der Planungsphase in die Umsetzungsphase gelangt.
Zukünftig kann davon ausgegangen werden, dass grünes Gas sehr gefragt sein wird. Um Engpässe in der Versorgung vorzubeugen, sollte dieses daher in erster Linie in Bereichen verwendet werden, wo einsatzbereite Alternativen noch nicht vorhanden sind.
Das bedeutet konkret:
- vorrangige Nutzung in der Industrie z.B. bei Hochtemperaturprozessen
- marginaler Einsatz im Individualverkehr, fallweise im Güterverkehr
- in Ausnahmefällen Verwendung in der Raumwärme
Information und Kontakt
Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ
Michael Gansch
T: +43 2742 219 19
michael.gansch@enu.at